Im Rahmen einer Kooperation mit der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel sind Texte zu den aktuellen Gastkünstlerinnen entstanden.
Lisei Ziesmer (CAU Kiel) porträtiert Tomoko Konno:
Berückend, fremdartig und irgendwie doch vertraut. Mit diesen Eindrücken tritt man an die bizarren und höchst detaillierten Werke von Tomoko Konno heran. Es ist sofort zu erkennen, dass ihre Arbeiten organisch gewachsen sind: Farbige Schuppen, in sich verdrehte Tentakel und andere lebendig wirkende Formen türmen sich zu Objekten, die z.B. an Korallenriffe, Dracheneier oder außerirdisches Leben erinnern.
Die japanische Künstlerin hat in Hong Kong begonnen mit Keramik zu arbeiten. Ihr Weg, das empfindliche Material Porzellan beherrschen zu lernen, führte sie zurück nach Japan und in eine der bedeutendsten Orte für Keramik: Nach Tokoname. Einer der sechs wichtigsten Stätten für die Keramikproduktion in Japan. Der lehmreiche Ort hat über die Jahrhunderte hinweg bedeutende Meisterwerkstätte hervorgebracht, deren Produkte in der ganzen Welt bekannt und beliebt sind. Die Nerikomi ist eine der traditionellen Techniken, die dort Verwendung findet. Diese Technik lernte Konno bei einem Meister vor Ort. Bis heute basieren ihre Werke auf dieser Technik, die sie immer weiter ihren eigenen Bedürfnissen angepasst und so verfeinert hat
Tomoko Konno verbringt diesen Juli gemeinsam mit ihrer Tandem-Partnerin Ariadne Arendt im Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster und nimmt hier an dem Programm „Ceramic Artists in Residence“ teil, das den Austausch unter den Künstlerinnen sowie mit der sie umgebenden Kultur fördert.
Was ist die Nerikomi-Technik?
Nerikomi ist eine traditionelle japanische Keramiktechnik. Man färbt das Porzellan in verschiedene Farben: Blau, rot, gelb, wie man eben möchte. Dann schichtet man das entstandene Material aufeinander, dass daraus mehrfarbige Blöcke werden, die unterschiedlich groß sein können. Je nach dem, was man herstellen will, kann man sie nun weiterverarbeiten: In die Länge ziehen, zerschneiden, ausrollen, formen und so weiter. Die Farben mischen sich nicht, sondern bleiben einzeln sichtbar. Der Effekt sieht aus, als habe man das Porzellan marmoriert, da am Ende sehr unterschiedliche Muster zu sehen sind. Viele denken, dass sei aufgemalt, aber ich bemale meine Objekte nicht. Gelernt habe ich diese Technik in einer der japanischen Hochburgen für Keramik: Tokoname. Dort habe ich eine sehr traditionelle Herangehensweise an Nerikomi gelernt. Mittlerweile weiß ich allerdings nicht, ob mein Arbeiten noch sehr traditionell ist. Mir ist das auch nicht so wichtig, da ich schaue, was für mich und meine künstlerische Bedürfnisse passend ist.
Wie kommen Sie zu diesen Formen? Gibt es vorher Pläne?
Nein, und auch keine Vorlagen. Ich nehme die Formen aus mir selbst heraus und mache das, wonach mir ist. Es ist mir wichtig, bei meiner Kunst ehrlich zu mir zu sein. Bevor ich diese Art von Objekten hergestellt habe, fertigte ich funktionale Dinge wie z.B. Tassen oder Schüsseln. Damals habe ich sie richtig designt und sie waren auch sehr beliebt. Nach der Geburt meines Kindes hatte ich dann aber das Gefühl, dass ich unehrlich zu mir selbst sei. Plötzlich fühlte ich mich verändert und mir wurde bewusst, dass sich die Art und Weise meiner Kunst dem anpassen musste. Etwas ähnliches geschah nach der Tsunami-Katastrophe. Ohne dass ich es gemerkt habe, wurden meine Skulpturen unruhiger und haben eine andere Dynamik auch untereinander entwickelt.
Etwas bestimmt jedoch, wie die Objekte werden. Ich bemühe mich immer, dass sie in Verbindung miteinander stehen. Ich kreiere nichts Vereinzeltes. In den Ausstellungen sollen meine Objekte kommuniziere. Das tun sie ohnehin dort, wo es sich um Installationen handelt. Aber auch, wenn sie nicht in einem Raum sind, sind meine Werke verbunden. Außerdem bekommt jedes so etwas wie eine Antenne. So können sie sich erreichen.
Das hat einen ganz bestimmten Hintergrund. Ich bin in meinem Leben viel umgezogen und gereist. Ein Beispiel ist bereits, dass ich heute nicht mehr in Japan sondern auf Bali arbeite und wohne. Dabei stößt man oft auf Grenzen und damit meine ich Ländergrenzen, an denen entschieden wird, wer darf rein und wer nicht. Ich habe ein Problem damit. Für mich sind wir alle miteinander verbunden und Grenzen versuchen das zu unterbrechen. Meine Kunst soll die Grenzen verwischen und über sie hinaus gehen.
Mit einem Lächeln ist so etwas einfacher zu erreichen. Deswegen möchte ich, dass die Menschen sich freuen und lachen, wenn sie meine Kunst sehen. Ich verstecke immer mindestens einen Smiley in meinen Objekten. Kunst sollte nicht so ernst sein, sondern vielmehr Freude bereiten.
Die Abschlusspräsentation von Ariadne Arendt und Tomoko Konno findet am 20. Juli 2018 um 18 Uhr im Künstlerhaus statt.